Freitag, 11. Dezember 2020

Kataloglyrik

Ich habe lange überlegt, ob ich das hier irgendwann mal niederschreibe. Eigentlich will ich das nicht, da es ziemlich persönlich ist. Aber wie jeder Single, der das passende Gegenstück sucht, treffe ich hin und wieder neue Menschen die mich kennenlernen möchten. Und da habe ich ein weites Spektrum an Facetten die man (oh welch Überraschung) erst nach und nach bemerkt. Ist übrigens bei jedem Menschen so. Also nichts Außergewöhnliches. Warum also dieser Text hier. Ganz einfach. Ich ticke etwas anders als andere Menschen. Und ich bin es leid, immer wieder mich erklären zu müssen. So leid, glaubt es mir! 

Da wäre mein Drang danach niemals perfekt in irgendwas sein zu wollen. Pah! Wie gewöhnlich! Nein ich habe es tatsächlich geradezu versucht. Und bin kläglich daran gescheitert. 

Ich habe mich sogar mehrmals dabei erwischt, wie ich mich selbst beukotiere, wenn ich versucht habe mich anzupassen. Samstags die Straße zu kehren, für die gesamte Woche aufeinmal einzukaufen, ich habe sogar versucht meine Kleidung farblich im Kleiderschrank sortiert, akribisch, linear und proportional ebenso dort zu positionieren. Aber es ging alles schief, denn das bin ich nicht! Ich bin chaotisch.

Ja sehr sogar. Ich kehre keine Straße, ich gehe darauf spazieren. Ich kaufe nie für die gesamte Woche ein, denn mein Geschmack ist täglich anders. Und meine Bügelwäsche kullert oft tagelang hin und her. 

Ich möchte alleine entscheiden, wo ich ordentlich sein werde. Ich bin neidisch auf einen perfekt geführten Haushalt wo alles aussieht wie in einem Katalog. Ja wirklich. Mir gefällt dieser Anblick. Vielleicht habe ich auch in Zukunft eine lebendig gewordene Katalogseite in der ich wohne. Nur jetzt nicht. Jetzt habe ich eine herunter gekommene Absteige, aus einem gutem Krimi, bestehend aus gebrauchten, abgenutzten Möbeln die vielmehr wie sterbliche Überreste von ehemals schicken Designermöbeln gehörten. Es fehlt nur noch der Umriß einer Leiche, mit Kreide auf dem Boden zurück gebliebene Silhouette und einem grimmig, schlecht gelauntem Kommissar, der sich eine Zigarette vor mir anzündet, versucht meine Gedanken zu lesen, während ich ihn mit Schweigen bestrafe, da er zu dümmlich für meinen brillanten Verstand ist. Was dort auf dem vergilbtem Linoleumboden gestorben ist, sind meine gesamten Hoffnungen und Träume.

Ja. Denn so ist mein derzeitiges, gesamtes Leben. Bestehend aus Überresten längst vergangener Zeiten. Blütejahre die vorrüber gezogen sind und ich mich frage, wo ich zu dieser Zeit war. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich stehe mit nackten Füßen in schmutzigen Scherben und räume sie nach und nach weg, während ich mich reumütig zu meiner Lebensart bekenne! 

Und zu dem was ich geduldig ertrage. Tag für Tag. Ich habe einen Leidensweg bestritten und kämpfe ünermütlich immer noch dagegen an. 

Wisst ihr, man kann eine Seite im Leben erst umschlagen, wenn man sie nicht nur bis zum Ende gelesen, sondern auch verstanden hat. Manche Menschen haben schwere Lyrik zu tragen. Man versteht sie nur, wenn man immer wieder in ihr liest und sich Zeit nimmt darüber nachzudenken. Und in manchen Absätzen muss sogar zwischen den Zeilen gelesen werden. Deshalb passt zu mir kein gewöhnlicher Mensch. Sondern jemand mit herausragender Intelligenz, Weitsichtigkeit und viel Geduld. 

Klar könnte ich irgend jemand in mein Leben lassen, nur um dieses Gefühl von Einsamkeit abzuschütteln. Vorerst. Aber das wäre ihm gegenüber nicht fair und ich würde mich selbst belügen. Und im Lügen bin ich nicht sehr gut. 

Deshalb macht es mir nichts aus, wenn jemand geht. Denn dann habe ich fair gehandelt und ihm die Chance gelassen, jemanden zu finden der ebenso ein offenes Buch ist mit so schönen Katalogcharme. 

Ich bin alles Andere als das. Meine Lyrik ist schwer .... so schwer. So einsam ...

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